European Astrofest 2018 2. Tag

Der 2. Tag bot wieder ein reiches Spektrum an Vorträgen, die bei den Themen Juno und New Horizons sowie bei Asteroideneinschlägen an die Vorträge von gestern anknüpften. Doch zuerst gab es einen kurzen Einblick in einen 14-monatigen Aufenthalt in einer Forschungsstation in der Antarktis. Neben den eigentlichen Forschungsarbeiten im Eis bietet sich hier eine Möglichkeit, die Auswirkungen von langer Isolation auf beengtem Raum und vor allem ohne Sonnenlicht auf den Menschen zu untersuchen.

Da inzwischen neue Gravitationswellenereignisse wesentlich schneller als beim ersten Nachweis publiziert werden, bot der nächste Vortrag keine neuen Ergebnisse sondern einen kurzen Abriss der bisherigen mit Schwerpunkt auf der jüngst entdeckten Kilonova. Bei diesem Ereignis, der Verschmelzung zweier Neutronensterne, wurden immense Mengen schwerer Elemente erzeugt. Die Herkunft dieser ist aus anderen Vorgängen kaum zu erklären und wurde theoretisch bereits diesem jetzt erstmals beobachteten Prozess zugeschrieben. Da der Ursprung der Gravitationswelle schnell eingegrenzt werden konnte, wurde die Nova zügig identifiziert und in der Folge im gesamten elektromagnetischen Spektrum beobachtet. Dies hat den im Moment sehr hippen Begriff der Multi-Messenger Astronomie geprägt. Weiterführende Untersuchungen fragen bereits nach dem Ursprung des Doppelneutronensterns und ob eine Galaxienverschmelzung mit anschließendem „Starburst“ vor einigen Milliarden Jahren dies erklären kann.

Nach einer Kaffeepause ging es um die Geschichte der Vorhersage und Entdeckung des Sonnenwinds sowie den heutigen Wissensstand, zu dem nach wie vor der Kontakt zu den vor 40 Jahren gestarteten Voyagersonden beiträgt.

Eher humorvoll zeigte der nächste Vortrag, was es braucht, um die Erde zu verlassen. Mit weniger als 600 Menschen ist dies ein sehr kleiner Club im Vergleich zu den knapp 7,5 Milliarden Menschen, die derzeit leben.

Mittagspause, Zeit zum Stöbern

Da sind mir am Vortag doch tatsächlich ein paar Neuheiten entgangen, z.B. dieser Astrograph von Orion Optics UKVom Aufbau vergleichbar dem RASA von Celestron, jedoch in 8″ mit Blende 2,5 und fest eingebauter Kamera, wenn ich das richtig verstanden habe. Leider hatte ich keine Zeit, mit dem Hersteller zu sprechen, so kann ich vorerst nur vermuten, dass eine Fokussierung nicht vorgesehen ist, was bei einem Abbildungsmassstab von 2,5″/Pixel nicht völlig ausgeschlossen ist.

Von Starlight XPress wird es demnächst ebenfalls Kameras mit den aktuell sehr gefragten CMOS Chips von Sony geben. Neben der Firma Atik, die mit der Horizon vorerst nur eine Version anbietet (gleicher Chip wie die ASI1600), gibt es dann endlich eine weitere Alternative zu den offenbar sehr erfolgreichen Kameras von ZWO.

Die Firma Hitec Astro hat ihrem schon lang am Markt befindlichen Mount Hub Pro eine deutliche Überarbeitung gegönnt. Das Gehäuse ist endlich aus Aluminium statt Kunststoff, was die Montage am Teleskop deutlich vereinfacht und wesentlich kompakter. Dafür sind die 3 Ausgänge mit 12 V Dauerspannung verschwunden sowie von den 8 schaltbaren nur noch 4 übrig, die dafür jetzt den Stromverbrauch messen. Dieser kann in der ebenfalls überarbeiteten Windows Anwendung ausgelesen werden. Ein Anschluss für Heizmanschetten wurde gestrichen, von den drei übrigen können aber nun 2 ebenfalls EL Folien ansteuern. Weitere Details siehe hier:
http://www.iankingimaging.com/show_product.php?id=1775

Der letzte Vortragsblock

Heute wurden mehr Messergebnisse der Junosonde präsentiert, die am Ende der Mission und nach Auswertung aller Daten mehr über den inneren Aufbau Jupiters preisgeben sollten.

Im Video wurden die aufgenommen Radiofrequenzen auf hörbare Schallwellen transformiert, weitere Sequenzen findet man auf der Missionsseite der NASA:
https://www.nasa.gov/mission_pages/juno/videos/index.html
wobei insbesondere dieses ein paar interessante Momente aufweist:

Hochinteressant war auch, was bislang von dem ersten bislang beobachteten interstellaren Besucher ‚Oumuamua bekannt ist bzw. aus den Ergebnissen geschlossen werden konnte, z.B. die voraussichtliche Häufigkeit der Entdeckungen weiterer Objekte dieser Klasse mit dem gerade im Bau befindlichen LSST.

Nach der Teepause zeigte der Vortrag eindrucksvoll, wie gut das Eindringen eines Asteroiden in eine Lufthülle inzwischen verstanden ist bzw. modelliert werden kann. Dabei kommt Software zum Einsatz, mir der üblicherweise die Wirkungsweise einer Atombombe simuliert wird. Nachdem am Vortag Einschläge auf dem Erdboden im Mittelpunkt standen, ging es diesmal in erster Linie um Ereignisse, bei denen der Körper noch in der Lufthülle explodiert. Als Beispiele galten das Tunguska Ereignis von 1908 sowie das durch die vielen Dashcams sehr gut dokumentierte Ereignis 2013 in Tscheljabinsk. Aber auch der „Einschlag“ der Fragmente von Shoemaker-Levy 9 auf Jupiter im Jahr 1994 konnte bereits seinerzeit recht gut modelliert werden.

Im letzten Vortrag des diesjährigen Astrofest ging es um das nächste Ziel von New Horizons, das Kuiper Belt Objekt (KBO) 2014 MU69 (Vorbeiflug am 01.01.2019) und die diversen Schwierigkeiten auf der Reise. Das der Kleinplanet bislang noch keinen Eigenneman erhalten hat dabei das kleinste Übel. So ist die Form des Kleinplaneten noch nicht bekannt und er könnte Monde besitzen. Beides hat natürlich Auswirkungen auf die endgültige Flugbahn. Dabei muss man bedenken, dass die Signale an die Sonde ca. 6 Stunden unterwegs sind bei einer sehr geringen Datenrate. Wenn die Mission erfolgreich verlaufen ist, dauert die Übertragung sämtlicher Daten zur Erde bis Ende September 2020.

Damit ging wieder eine sehr interessante Veranstaltung zu Ende mit zahlreichen sehr guten Vorträgen, durchweg durch Fachleute in ihrem Gebiet vorgetragen. Das Rahmenprogramm in Form einer Verkaufsmesse, ergänzt durch Hersteller und Vereine, passt sehr gut und wird offenbar bestens angenommen. Jedenfalls herrschte die meiste Zeit ein großer Andrang. Sofern ich es zeitlich einrichten kann, werde ich ganz sicher wiederkommen.

Im nächsten Teil gebe ich ein paar Informationen zur Anreise etc.

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